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23.07.2020

Training in Zeiten der Corona Pandemie

U14 Trainerin Marlene Santel im Interview

Gesperrte Plätze, Kontaktbeschränkungen, kaum Alternativen. Training zu Corona-Zeiten: Geht das überhaupt? Marlene ist neben Lukas und Susanne eine von drei Trainern der U14-Gruppe, mit der das Training natürlich anders als normal abläuft. Durch die Regelungen zur Kontaktbeschränkung war das Präsenztraining bis Anfang Juni schwierig. Die Kinder vermissten ihre sozialen Kontakte im Sport und die Trainer mussten sich Alternativen ausdenken. Aber wie heißt es so schön? Not macht erfinderisch.

Wie habt ihr als Trainer die Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen im März und April erlebt? Was bedeuteten sie für eure Trainingsgruppe? Corona hatte natürlich sehr gravierende Auswirkungen auf die Trainingsgruppe: Die Kinder waren sehr gut durch das Wintertraining gekommen und wir hatten uns alle schon auf die Saison draußen und auf das Training auf dem Platz gefreut. Dann mussten wir das Training erstmal komplett absagen. Das kam sehr plötzlich. Normalerweise sieht man sich zwei Mal in der Woche und nun hat man sich von heute auf morgen gar nicht mehr gesehen. Da hatten wir natürlich auch ein bisschen Angst, dass die Kinder die Motivation verlieren, weiter Leichtathletik zu machen. Aber wir haben versucht, das Beste draus zu machen. Wir wollten, dass die Kinder wissen, dass ihre Trainer an sie denken.

Was habt ihr euch für das Training in dieser Zeit ausgedacht? Wir haben uns entschlossen, eine „Plank-Challenge“ zu machen. Ich habe diese vorher schon an meiner alten Schule kennengelernt. Beim „Planken“ bringt man den Körper in Liegestütz-Position, die Unterarme liegen auf dem Boden. Wir sind mit 30 Sekunden angefangen und haben uns jeden Tag um 10 Sekunden gesteigert, bis wir bei ganzen 5 Minuten waren. Einer der Trainer, Lukas, hat jeden Tag ein Video von sich hochgeladen und die Kinder animiert, mitzumachen. Tatsächlich haben wir viel Rückmeldung von den Eltern bekommen, die die Idee super fanden und uns berichteten, dass die Kinder begeistert mitmachen. Bei unserer Fotochallenge unter dem Motto „Leichtathletik in Corona, trotz Corona“ sollten die Kinder uns Fotos schicken zu verschiedenen leichtathletischen Bewegungen, die sie in ihrer Freizeit machen, wie z.B. sich einen kleinen Hürdenlauf im Garten aufzubauen. Andere Gruppen haben z.B. auch mit Zoom gearbeitet und mit den Kindern online kleine Stabilisations-Trainings durchgeführt.

Ist mittlerweile denn irgendwas „zur Normalität“ zurückgekehrt? Ja, auf jeden Fall. Aktuell ist es seitens des Landes NRW erlaubt, wieder relativ normal zu trainieren. Leider wissen die Kinder immer noch nicht, wie es genau weitergeht und das spürt man im Training schon ein bisschen. Aber der Spaß und die Freude sind auf jeden Fall wieder da und die Kinder kommen gerne zum Training. Wir bieten jetzt auch in den Ferien Training an, damit die Kinder durch die verlorene Corona-Zeit ein bisschen was nachholen können. Wir sind aktuell immer noch auf einem anderen Sportplatz, aber das macht eigentlich keinen Unterschied. Ein paar Kinder hatten anfangs Probleme, aber diese konnten dann recht schnell durch Kommunikation gelöst werden. Wir sind auf dem Sportplatz für uns und können so gut wie alles trainieren. Schade ist, dass wir keinen Hürdenlauf machen können oder Starts, weil wir keine Startblöcke oder Hürden haben, aber Hochsprung, Weitsprung und jegliche Form von Laufen sind wieder möglich.

Wie war es, als ihr wieder trainieren konntet? Als das erste Training stattfand, waren alle Kinder sehr aufgeregt und auch ein bisschen unsicher. Unser Abteilungsleiter Kai Brandhofe ist extra dazugekommen, um nochmal eine kleine Einweisung zu geben. Wir und die Kinder mussten uns die Hände desinfizieren, alle Geräte wurden ebenfalls desinfiziert und wir mussten von jedem Kind einen Zettel einsammeln, dass sie Corona-symptomfrei sind. Es war ein bisschen angespannt am Anfang, aber schon im Laufe des ersten Trainings – da waren direkt ca. 12–15 Kinder – hat man gemerkt, dass es den Kindern super viel Spaß macht, wieder auf der Bahn zu stehen. Manchmal war es ein bisschen kompliziert, die Kontaktbeschränkungen einzuhalten, aber letztendlich hat es sehr gut geklappt und die Kinder haben super mitgearbeitet. Auf jeden Fall haben sie gezeigt, dass sie Lust haben, weiter zu trainieren trotz Corona, auch wenn wir keine Spiele spielen durften. Genau das war auch das einzig Negative. Spiele und Sachen, die vielleicht ein bisschen mehr Spaß machen, konnten aufgrund der Kontaktbeschränkung anfänglich nicht stattfinden, aber das hat sich ja jetzt zum Glück alles auch gelockert.

Was hältst du davon, dass in anderen Sportarten teilweise schnell wieder Betrieb aufgenommen wurde, während ihr anfangs kaum oder gar keine Möglichkeiten zum Trainieren hattet? Ja, das war natürlich schade, als man gelesen hat, die Fußball-Bundesliga geht wieder los. Da spielen 22 Spieler auf einem Platz und haben gar keine Kontaktbeschränkung und das ist alles in Ordnung so. Aber letztendlich ist die Leichtathletik doch eine der Sportarten gewesen, die sehr früh wieder ins Training einsteigen durfte, eben auch weil es eine Einzelsportart ist. Deswegen kann man sich eigentlich nicht beschweren. Das Land NRW hat sehr viel dafür getan, dass der Sport schnellstmöglich wieder aufgenommen wurde.

Was hoffst du, wie es jetzt weitergeht? Ich hoffe natürlich, dass die Kinder alle motiviert sind, weiter Leichtathletik zu machen und natürlich auch, dass wir bald wieder auf unseren alten Platz am Horstmarer Landweg zurückkehren können. Dann hoffe ich, dass wir vielleicht bis zum Herbst noch den ein oder anderen kleinen Wettkampf machen könnten, und selbst wenn das nicht so wäre, könnte man bestimmt auf dem alten Platz noch einige Sachen wieder ins Trainingsprogramm aufnehmen. Natürlich hoffe ich auch, dass die Kinder alle heile über die Sommerferien kommen und danach voll motiviert dabei sind – und dann wünsche ich mir noch ein schönes weiteres Jahr mit der U14.

Interview: Judith Wessling